Zur Geschichte und Gegenwart des Philipp-Spitta-Vereins

Der im Jahre 1904 gegründete Philipp-Spitta-Verein stellt in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit die Betreuung von Senioren/innen im Geiste christlicher Nächstenliebe und unterhält zu diesem Zwecke Seniorenwohnungen, Einrichtungen zur stationären Pflege, zur Kurzzeitpflege und zwei Wohnanlagen für Betreutes Wohnen. Als gemeinnütziger Verein und Mitglied des Diakonischen Werkes der ev.- luth. Landeskirche Hannovers arbeitet er gemeinnützig, d.h. ohne jede Gewinnerzielungsabsicht.

Die sozialen Wurzeln des Philipp-Spitta-Vereins gehen auf den Wandel vom Agrar- zum Industriestaat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, der auch in Peine breite Spuren hinterließ. Zwischen 1890 und 1910 zogen jährlich etwa 5.000 Wanderarbeiter durch Peine, die meist nur einen Tag blieben, um ihr Glück in den neu entstandenen industriellen Ballungszentren zu suchen. Eine Arbeitslosenversicherung gab es nicht. Wer arbeitslos wurde, mußte sich auf Wanderschaft begeben, um sich an einem anderen Ort einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Um diesen Menschen eine Unterbringung zu ermöglichen, wurde im Dezember 1893 in der Schillerstraße die neu erbaute „Herberge zur Heimat” für wandernde Handwerksgesellen und Arbeitsuchende eröffnet. Der Herbergsbetrieb begann mit 50 Betten und stand unter der Schirmherrschaft der evangelischen Kirche.

Am 03.05.1904 wurde der „Verein zur Unterhaltung der Herberge zur Heimat” – später  umbenannt in „Philipp-Spitta-Verein” – gegründet. Es waren kirchliche und weltliche Amtsträger, die den ersten Vorstand des neu gegründeten Vereins bildeten. Zum Vorsitzenden wurde der damalige Peiner Superintendent Richard Küster, zu dessen Stellvertreter der seinerzeitige Landrat Oswald aus dem Winkel gewählt. Zu weiteren Vorstandsmitgliedern bestimmt die Gründerversammlung den Peiner Bürgermeister Max Apelt, den Hüttendirektor Ernst Rahlenbeck und Senator Voges, an die heute noch bekannte Peiner Straßennamen erinnern. Nach damaliger Satzung war es der Zweck des Vereins, durch Unterhaltung der ihm gehörenden „Herberge zur Heimat” fremd nach Peine kommenden Handwerksgesellen und sonstigen Arbeitnehmern ohne Unterschied der Konfession und des Gewerbes gegen mäßige Vergütung gutes Unterkommen und Verpflegung zu bieten, sie zu Sitte und Ordnung anzuhalten, auch denselben, soviel als möglich, Arbeit nachzuweisen.

Nachdem immer weniger wandernde Handwerksgesellen die Herberge als Unterkunft aufsuchten, wurde diese im Jahr 1933 in ein Altenheim umgewandelt. Das Altersheim erhielt den Namen „Philipp-Spitta-Heim”. Das Philipp-Spitta-Heim in der Schillerstraße 4 hatte insgesamt lediglich 20 Heim- und Pflegeplätze. Da dieses Gebäude bald nicht mehr den Anforderungen für den Betrieb eines Altersheimes genügte, entschloß sich der Vorstand des nunmehr in „Philipp-Spitta-Verein” umbenannten Trägervereins Mitte der 70iger Jahre, einen Neubau im Stadtzentrum (Am Windmühlenwall) in Angriff zu nehmen. Nach einer Bauzeit von etwa 1 ½ Jahren wurde das neue Philipp-Spitta-Heim im November 1979 in Betrieb genommen. Gleichzeitig wurde das alte „Philipp-Spitta-Heim” in der Schillerstraße 4 in Peine geschlossen. Am 29.11.1979 fand die offizielle Einweihungsfeier des Neubaues mit der postalischen Bezeichnung „Windmühlenwall 22” statt. Die Festansprache hielt der damalige Sozialminister Hermann Schnipkoweit.

Die Baukosten betrugen seinerzeit 8.280.000 DM. Hieran beteiligte sich das Land Niedersachsen mit einem Finanzierungsanteil von 4.023.000 DM bei. Mit Inbetriebnahme des neuen Hauses konnten 17 Plätze als Altenheimplätze und 50 Plätze als Pflegeplätze ihrer Bestimmung übergeben werden. Die günstige Lage in der Stadtmitte, die von Bewohnern, Angehörigen und Besuchern als sehr angenehm empfunden wurde, machte bald Überlegungen im Hinblick auf eine Erweiterung des Philipp-Spitta-Heims notwendig. Bereits zwei Jahre später konnten vier weitere Räume im Pflegebereich ausgebaut werden, so daß dann insgesamt 71 Heim- und Pflegeplätze zur Verfügung standen.

Als zu Beginn der 80er Jahre eine verstärkte Nachfrage nach Altenwohnungen einsetzte, entschloß sich der Philipp-Spitta-Verein in unmittelbarer Anbindung an das Philipp-Spitta-Heim 14 Seniorenwohnungen zu errichten, die insbesondere älteren alleinstehenden Menschen zu einem günstigen Mietpreis von 6,50 DM/m² angeboten werden sollten. Im November 1983 wurden diese Wohnungen ihrer Bestimmung übergeben. Möglich wurde der Bau dieser Wohnungen durch eine Förderung des Landes Niedersachsen in Höhe von insgesamt 700.000,00 DM, die dem Verein im Darlehenswege zur Verfügung gestellt wurden.

Die Nachfrage nach Altenheim- und Altenpflegeplätzen im Philipp-Spitta-Heim blieb auch zu Beginn der neunziger Jahre ungebrochen. Der Verein stellte intensive Überlegungen für eine mögliche Erweiterung seines Seniorenzentrums an. Im Jahre 1993 wurde dann ein Erweiterungsbau (Gerhard-Lucas-Meyer-Haus) für das Philipp-Spitta-Heim errichtet. Träger dieses Erweiterungsbaus mit 40 modernen Heimplätzen war die Gerhard-Lucas-Meyer-Stiftung, die dieses Gebäude, das durch drei Durchgänge mit dem Philipp-Spitta-Heim verbunden ist, an den Philipp-Spitta-Verein fest vermietete. So wuchs die Gesamteinrichtung – zwischenzeitlich in Philipp-Spitta-Seniorenzentrum umbenannt – auf 106 Pflegeplätze an.

Zu Beginn des Jahres 1996 konnte ein weiterer Trakt dem Philipp-Spitta-Seniorenzentrum angegliedert werden, in dem seitdem 5 Kurzzeitpflegeplätze und zwei weitere Pflegeplätze vorgehalten werden. Der Bau dieses neuen Traktes wurde dadurch möglich, dass die Eigentümerin, Frau Anna Margret Janovicz, diesen durch einen langfristigen Mietvertrag dem Philipp-Spitta-Seniorenzentrum zur Verfügung stellte.

Im Juli 2002 übernahm der Verein die Betreuung und Verwaltung der nach einjähriger Bauzeit fertiggestellten neuen Wohnanlage für „Betreutes Wohnen” in der Wallstraße 21 mit insgesamt 26 Wohneinheiten. Im August 2005 wurde eine weitere Wohnanlage für „Betreutes Wohnen” in der Echternstraße / Pulverturmwall mit 44 Wohneinheiten fertiggestellt und in die Betreuung und Verwaltung des Philipp-Spitta-Vereins übergeben.

Der aktuelle Vorstand

Vorsitzender Carsten Bührig
stellv. Vorsitzender: Dr. Heidrun Gunkel
Schatzmeister: Lothar Ihle
Schriftführer Uwe Freundel
Beisitzerin: Karin Kußroll
Beisitzer: Rolf Schiller, Richter
Beisitzer: Patrizia Rex-Lütgering

 

Chronologische Reihenfolge der Vorsitzenden

Superintendent Richard Küster von 1904 – 1920
Superintendent Friedrich Schultzen von 1920 – 1939
Superintendent Otto Siemers von 1939 – 1961
Superintendent Gerhard Lührs von 1961 – 1971
Superintendent Dr. Joachim Maßner von 1971 – 1979
Pastor Ernst Baltzer von 1979 – 1999
Rechtsanwalt und Notar Hans-Hinrich Munzel von 1999 – 2013
Pastor Frank Niemann von 2013 - 2019
Dr. jur. Peter Schroer
von 2019 - 2022
Carsten Bührig seit 2022